Sonntag, 12. Juli 2015

Der Rumäne - Menschlichkeit gegen Rassismuss (2015-07-12)

Hier erzähle ich euch von einer älteren Story, die ich am 2015-07-12 erlebt habe:



Ich habe die Tage einen Hilfebedürftigen Rumänen kennengelernt der Unwissend mit seinem hier in Deutschland anscheinend leider nicht gültigen Führerschein im PKW Unterwegs war.

Freitagmorgens als ich zur Bushaltestelle ging, sprach mich ein Rumäne an, der von mir eine Zigarette haben wollte. Er war sehr, sehr freundlich zu mir und gab mir, trotz dass ich kein Geld haben wollte, 50 Cent für die Zigarette. Es kam zu ein zerbrochenem Gespräch mangels Zeit da mein Bus schon im Anrollen war. Ich erfuhr von ihm nur noch das er in einer Messerfirma arbeitet.

Am Nachmittag nach Feierabend und Rückkunft an der heimischen Bushaltestelle war der Rumäne immer noch dort. Es war noch ein weiterer Passanten anwesend und es war für mich ersichtlich, dass der Rumäne Probleme hatte. Er sprach mich wieder um eine Zigarette an, die ich ihm frei und ungezwungen gab.

Der andere Passant erklärte mir, was in der Zwischenzeit geschah:
Die Polizei hatte ihm seine Fahrzeugschlüssel entzogen. Es kam deswegen zu (sprachlichen) Missverständnissen. Weil er das nicht verstanden hat, dass man ihm die Schlüssel entzogen hat, machte er den Polizisten etwas Ärger, weshalb sie ihm erst mal jegliche Hilfe verweigerten. Die Polizisten gaben dem Rumänen die Adresse ihrer Dienststelle und fuhren mit samt dem einkassierten Schlüssel weg.

Da ich auf meinen Arbeitsplatz auch ausländische Kollegen habe, wusste ich doch recht gut wie man mit der Situation und den sprachlichen Konflikten umgeht.

Wir haben versucht dem Rumänen klarzumachen, dass er sich familiäre Hilfe holen muss bzw. jemanden finden muss der sein PKW hier in Deutschland fahren darf, was uns allerdings nicht so recht gelingen wollte.

Ich und der andere Passant haben ihn in Deutsch und Englisch versucht nach Telefonnummern zu fragen, wo man evtl. Hilfe von seinen Leuten hätte bekommen können. Es gelang uns aber nicht, mit dem von ihm genannten Rufnummern ein telefonischen Kontakt zu knüpfen.

Der Rumäne sprach in verstümmelten Deutsch etwas von familiären Problemen.  Er sagte etwas davon, dass ihn seine Frau geschlagen hätte und zeigte mir ein Foto von seiner Frau und ihm selber.
Auf dem Bild war er selbst und zwei Frauen zu erkennen, eine davon hielt ein Maschinengewehr in den Händen, was mich erst einmal ungemein erschrak. Nach längerer Betrachtung konnte man aber erkennen, dass es sich dabei um militärische Bildungsaktivität handelt, ähnlich wie hier in Deutschland Bundeswehr Abschlüsse zur Schau gestellt werden.

Der andere Passant hatte es aufgegeben noch weitere Telefonanrufe tätigen zu wollen und gab an, dass er dringend wegmüsse.

Somit war ich alleine mit dem Rumänen und versuchte ihm seine Situation bewusster zu machen.

Es interessierte ihm mittlerweile scheinbar gar nicht mehr so recht, was um ihn geschah, ging völlig entspannt mit der Situation um und er versuchte mir vertieft noch mehr von seinem Familie, seiner Arbeit bei einer renommierten und sehr bekannten Küchengeschirr Firma als Messerschärfer und den Problemen mit der Polizei zu erzählen.
Zwischenzeitlich küsste er immer wieder sein Jesus Kreuz und bekundete mir das er sehr Orthodoxisch Hoch gläubig sei.

Er hat mir so viel erzählen wohlen das ich schon selber völlig vergaß noch weitere Hilfestellung zu geben, dass er irgendwie Heim kommt.

Nach etlichen mit ihm geteilten Zigaretten waren schon Stunden vergangen, bis ich denn vor Übermüdung versuchte ihm klarzumachen, dass ich noch von zu Hause versuchen werde weitere Telefonate zu führen, um ihm zu helfen.

Er schenkte mir noch ein gedrucktes mittelalterliches Schwarz-Weiß Bild von Kopenhagen (Dänemark) und sein metallenes Jesus Kreuz.

Von zu Hause aus machte ich noch etliche Forschungen im Internet, welche helfende Stellen ich so anlaufen kann außer der Polizei.
Es war allerdings mittlerweile so spät, dass an den in Frage kommenden Anlaufstellen (Kirche, Ausländerbehörden, etc.) niemand mehr zu erreichen war.
Somit entschloss ich mich noch einmal, mit der Polizei zu telefonieren. Der Polizist, mit dem ich sprach, sagte mir, dass sie Schwierigkeiten mit dem Rumänen hatten und sich eigentlich weigern wollten, ihm weiterzuhelfen. Sie fragten mich, ob der Rumäne Geld bei sich hatte, um ein Taxi zu rufen. Ich sagte ihnen das er mir sein leeres Portemonnaie zeigte und er kein Geld mehr hatte, ich selber zu den niedrig Geldverdienern gehöre und auch (leider) kein Kraftfahrzeug besitze, um ihn Heim zu bringen. Es gelang mir den doch diese davon überzeugen das sich der Rumäne mittlerweile beruhigt hat. Man versprach mir dann, dass die Polizei ihrer Rolle als „Freund und Helfer“ nachkommen und sich darum kümmern werde.

Nach einer kleinen nachdenklichen Pause und einem Toiletten Gang ging ich noch ein letztes Mal zu der Stelle wo sich der Rumäne befand.
Ich musste feststellen, dass nur noch sein PKW dort stand und die Gegend verlassen war. Ich hatte somit keine Chance mehr mich von ihm zu verabschieden bzw. ihm meine Telefonnummer in die Hand zu geben.

Ich heftete einen Zettel, in dem ich meine letzten Gedanken ausdrückte, dessen kurzen bündigen Text ich zuvor noch mit Googles Translator mehrfach hin und her übersetzt habe, an den Scheibenwischern des PKW's und ging traurig vom Schicksal getroffen wieder heim:

Limba slab tradus.
Ți-am dat țigări.
Mi-ai dat o cruce a lui Isus.
Mi-ai dat o imagine.

Am încercat să sun ajutor.
Sper ca esti bine.

Das, was dann in den folgenden Tagen geschah, das werde ich wohl nie hier zu Ende Schreiben, es war einfach nur das pure Grauen – So unendlich viel Faschismus, das kann ich nicht niederschreiben.
 



Erstellt am: 2015-07-12, 17:59:09 ,
Aktualisiert: 2015-07-12, 18:50:42